Die Laboruntersuchung der Blutfettwerte gehört zu den Routineuntersuchungen in der Praxis. Am häufigsten bestimmt werden das LDL-Cholesterin und das HDL-Cholesterin. Doch was sagen uns diese Werte? Was ist dran an der Geschichte vom „schlechten“ und „guten“ Cholesterin? Warum sind die Blutfettwerte ein wichtiger Grundpfeiler für deine Longevity und warum widmet Dr. Peter Attia diesem Thema ein ganzes Kapitel in seinem neuen Buch? Das alles erfährst du in diesem Artikel.
Hintergrund – woher kommen die Blutfettwerte?
Um die Laborwerte besser zu verstehen, lohnt sich ein genauerer Blick auf unseren eigenen Fettstoffwechsel, auch Lipidstoffwechsel genannt. Fette sind im gesamten Körper verteilt und kommen in unterschiedlichen Formen vor. Sie bilden als Phospholipide die Hülle von Zellen, sind Grundlage für die Synthese verschiedener Hormone, wie dem Cortisol oder dem Testosteron und dienen uns in Form von Triglyceriden als Energiespeicher. Mit der Nahrung nehmen wir täglich Fettsäuren über den Darm auf und verteilen die einzelnen Moleküle danach mit Hilfe des Blutes in jeden Winkel unseres Körpers – im Idealfall vor allem dahin, wo sie auch tatsächlich gebraucht werden. Besonders wichtig ist dabei die richtige Zusammensetzung der Fettsäuren und eine ausreichende Zufuhr von Omega-3 Fettsäuren.
Omega 3 Fettsäuren sind eine hervorragende Möglichkeit um die Balance in Richtung gesunde Fette zu verschieben.
Wusstest Du? Phospholipide findet man nicht nur in den Zellhüllen unseres Körpers. Auch in der Schokolade, Eiscreme Margarine oder Kosmetikprodukten sind sie enthalten. In der Medizin werden Sie als Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt, um die Bioverfügbarkeit zu steigern.
Welchen Effekt dieser Einsatz haben kann, siehst du am Beispiel von Quercesome. Der speziell formulierte Quercetin-C-Komplex von MoleQlar ist rund 20-mal bioverfügbarer als herkömmliches Quercetin Pulver. Die Leistungsträger sind dabei vor allem Phospholipide aus der Sonnenblume und zusätzlich noch die geschickte Kombination mit natürlichem Vitamin C – einem Bioverstärker von Quercetin. Bei Berbersome – dem Berberin-Mineral-Complex von MoleQlar – beläuft sich das Plus an Berberin-Bioverfügbarkeit durch Phospholipide auf das 10-fache.
Fett und Wasser – die Transportherausforderung
Fette sind aus chemischer Sicht nicht wasserlöslich (hydrophob). Dieses Phänomen kann man gut daran erkennen, wenn man ein paar Tropfen Öl in Wasser gibt. Das Öl vermischt sich nicht mit dem Wasser, sondern schwimmt tropfenförmig an der Oberfläche. Wie macht das nun unser Körper, wenn Blut ja auch größtenteils aus Wasser besteht? Um diese Herausforderung zu meistern, existieren sogenannte Apolipoproteine. Diese umschließen die Fettsäuren und bilden eine wasserlösliche (hydrophile) Hülle. Man kann sich das ganze wie eine kleine Kugel vorstellen. Außen befinden sich die wasserlöslichen Proteine und innen die wasserunlöslichen Fette. Apolipoproteine und Fettsäuren zusammen werden auch als Lipoproteine bezeichnet und bilden die Grundlage für die Labormesswerte des Fettstoffwechsels.
Welche Blutfettwerte können gemessen werden?
Lipoproteine werden anhand ihrer Dichte in verschiedene Kategorien eingeteilt. Gemessen werden üblicherweise folgende Parameter:
- LDL-Cholesterin
- HDL-Cholesterin
- Gesamt-Cholesterin
- Triglyceride
- Non-HDL-Cholesterin
In manchen Laborbefunden tauchen zudem diese zwei Werte auf:
- ApoB
- Lp(a)
In Deutschland werden die Blutfettwerte bei gesunden Erwachsenen in der Regel einmal im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung untersucht. Ab dem 35. Lebensjahr können die Blutfettwerte alle drei Jahre kontrolliert werden. Im südlichen Nachbarland Österreich sind die gesetzlichen Krankenkassen etwas großzügiger. Hier ist jährlich eine Laboruntersuchung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung möglich.
Welche Normwerte der Blutfettwerte existieren?
Die Normwerte variieren je nach Alter und persönlichem Risiko. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) definiert folgende Grenzwerte für Menschen unter 65 mit niedrigem Risiko:
Gesamtcholesterin | <190 mg/dL (5mmol/L) |
HDL-Cholesterin | Bei Männern >40 mg/dL (1mmol/L)
Bei Frauen >45 mg/dL (1,2mmol/L) |
Non-HDL-Cholesterin | <145 mg/dL (3,8mmol/L) |
LDL-Cholesterin | <115 mg/dL |
apoB | <100 mg/dL (1,0mmol/L) |
Lp(a) | <50 mg/dL |
Triglyceride | Nüchtern: <150 mg/dL (1,7mmol/L)
Nicht-Nüchtern: <175 mg/dL (2,0mmol/L) |
Wusstest Du? Bei Patienten mit viel zu vielen Fettsäuren im Blut, einer sogenannten Hypertriglyceridämie, kann man dies manchmal mit bloßem Auge sehen. Wird das Blut der Patienten mit Hilfe einer Zentrifuge in flüssige (Serum) und feste Blutbestandteile (Zellen) getrennt, sieht das Serum milchig-weiß aus. Normalerweise ist das Serum klar und von gelber Farbe.
Triglyceride – mehr als nur Fett
Triglyceride tragen nicht direkt zur Gefäßverkalkung bei. Aus diesem Grund wird ihnen nicht immer ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt. Doch die Triglyceridwerte sind genauso wichtig für deine Longevity.
Werte über 800 mg/dL können beispielsweise jederzeit eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen. Und auch wenn Triglyceride sich im Gegensatz zu LDL nicht direkt in die Gefäßwand einlagern können, leisten sie einen indirekten Effekt zur Arteriosklerose über IDL-Partikel (dazu später mehr). Aus diesem Grund sollten deine Triglyeridwerte nicht die oben genannten Grenzwerte überschreiten.
Neben Sport und einer gesunden, mediterranen Ernährung, erwähnt die ESC zwei Supplements, die den Triglyceridspiegel senken können. Eines davon ist Berberin, welches in Studien sowohl das LDL-Cholesterin als auch Triglyceride senken konnte. Bei MoleQlar ist Berberin in Phospholipidform verfügbar, was eine 10-fach bessere Bioverfügbarkeit hat als normales Berberin Pulver.
Blutfettwerte: Der Mythos vom „guten“ und „schlechten“ Cholesterin
Möchtest du deine Blutfettwerte bestimmen lassen, dann werden Ärzt*innen dir in der Regel dein Gesamt-Cholesterin, dein HDL-Cholesterin, dein LDL-Cholesterin und deine Triglyceride messen. Häufig hört man als Patient Sätze wie: „Dein schlechtes Cholesterin (LDL) ist etwas hoch, aber dein gutes Cholesterin (HDL) ist gleicht das aus.“ Häufig fallen auch Metaphern wie „lass das lieber“ (LDL) und „hab dich lieb“ (HDL). Oder man sagt dir nur, deine Blutfettwerte seien normal. Aber was bedeutet eigentlich normal und warum ist das mit dem guten und schlechten Cholesterin eigentlich nur ein Märchen?
Um das genauer zu verstehen, müssen wir noch einmal ein Auge auf den Cholesterinstoffwechsel werfen. Cholesterin ist nämlich absolut lebenswichtig für unseren Körper. Es ist vereinfacht gesagt ein spezielles Fettmolekül, welches wir für jede Zelle in unserem Körper brauchen. Sehr verkürzt, kann man sich den Cholesterinstoffwechsel so vorstellen:
- Cholesterin wird in der Leber hergestellt. Das körpereigene Cholesterin, Triglyceride und Apolipoproteine werden dann miteinander verbunden. So entstehen VLDL-Partikel (Very-low-density-lipoproteins)
- Diese VLDL-Moleküle sind recht groß und werden nun mit dem Blut transportiert.
- Im Körper geben diese VLDL-Moleküle Triglyceride ab (zum Beispiel an Muskelzellen) und werden dadurch kleiner. Man nennt sie nun VLDL-Remnants oder auch IDL-Moleküle.
- Je mehr Cholesterin oder Triglyceride die VLDLs abgeben, desto kleiner werden sie. Über die Zwischenstufe der IDLs werden sie schließlich zu den bekannten LDL-Molekülen.
- Die LDL-Moleküle können letztlich über Rezeptoren von Zellen aufgenommen werden. Diese befinden sich beispielsweise in der Leber, den Muskelzellen oder Lipidzellen.
- HDL-Moleküle haben einen anderen Zweck. Fällt zu viel Cholesterin außerhalb der Leber an, sammelt HDL dieses auf und transportiert es zurück zur Leber.
Die Cholesterin-Eier Unwahrheit
Cholesterin kommt ganz natürlich in unserer Nahrung vor (insbesondere Eier sind reich an Cholesterin). Der Großteil unseres Cholesterins im Blut ist aber von uns selbst hergestellt. Man nennt es deshalb endogenes oder körpereigenes Cholesterin. Exogenes, von außen zugeführtes Cholesterin, trägt nur sehr wenig zu der Erhöhung der Cholesterinwerte bei.
Lange hielt sich der Glaube, Eier würden zu einer starken Erhöhung der LDL-Werte führen und damit zu einem höheren Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Neuere Studien konnten zeigen, dass Eier zwar einen leichten Anstieg von LDL bewirken, aber von einer Untergruppe von LDL-Molekülen, die zu groß sind, um sich in der Gefäßwand einzulagern. Damit sind Eier gesünder als angenommen, denn in ihnen stecken haufenweise Vitamine und andere gesunde Stoffe. (Blesso & Fernandez, 2018)
Eier sorgen dafür, dass dein Cholesterin in die Höhe schnellt? Das ist laut neueren wissenschaftlichen Forschungen ein Mythos aus vergangenen Zeiten.
Die Moral von der Geschichte? Ein funktionierender Organismus benötigt alle Formen der Cholesterin-Moleküle. LDL transportiert lebenswichtiges Cholesterin von der Leber in die übrigen Körperregionen und HDL kann überschüssiges Cholesterin wieder abholen. Liegt hingegen ein LDL-Überschuss oder LDL/HDL-Ungleichgewicht vor, führt das zuerst zu Gefäßeinlagerungen und über lange Zeit zu Arteriosklerose.
Arteriosklerose – der Nummer Eins Killer in der westlichen Welt
Arteriosklerose – oder umgangssprachlich auch Gefäßverkalkung – ist ein stiller Mörder. Über Jahrzehnte hinweg lagern sich in unseren Gefäßwänden kleine Fettmoleküle ein, die nach und nach immer größer werden. Es kommt zu Entzündungsreaktionen, Plaquebildung und schließlich zur Verengung von gesamten Gefäßen. Meistens spürst du die Arteriosklerose erst dann, wenn ein Gefäß fast vollständig verschlossen ist. Die Folge ist ein Mangel an Sauerstoff im versorgten Gewebe (Ischämie). „Ischämieschmerzen“ können Betroffene mit stark „verkalkten“ Herzkranzgefäßen spüren, wenn sie sich anstrengen. Die Gefäße sind durch die „Verkalkungen“ zu eng für das Blut. Es kommt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und Betroffene merken ein stechendes Ziehen in der Brust. Im schlimmsten Fall kommt es zum Herzinfarkt oder zum Schlaganfall, wenn sich Teile der Plaques lösen und damit ganze Gefäße verschlossen werden. (Khatana et al., 2020)
Wusstest Du? Wenn wir von Gefäßverkalkung sprechen, meinen wir oft die Fettablagerungen durch die LDL-Partikel. Doch nicht nur LDL spielt eine Rolle, sondern auch Calcium. Zu viel Calcium in den Gefäßen kann zu einer deutlich stärkeren „Verkalkung“ führen. Dem entgegen wirkt Vitamin K2. In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass Vitamin K2-abhängige Proteine die Verkalkung von Gefäßen reduzieren konnte. (Halder et al., 2019)
Laut einer der weltweit größten Studien (Global Burden of Disease), welche im Journal of the American College of Cardiology veröffentlich wurde, sind Herz-Kreislauferkrankungen, zu denen auch die Arteriosklerose gehört, weltweit die häufigste Todesursache. Millionen von Menschen sterben jährlich daran. Die Autoren schätzen, dass weltweit bis zu ein Drittel der Bevölkerung an kardiovaskulären Erkrankungen stirbt und die Arteriosklerose ist dabei einer der wichtigsten Faktoren. (Roth et al., 2020)
Hohe LDL-Werte sind ein modifizierbarer, sprich veränderbarer, Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Daher kam früher die umgangssprachliche Bezeichnung: „schlechtes“ Cholesterin. Warum dies aber zu kurz gegriffen ist, haben Forscher*innen erst in den letzten Jahren entschlüsselt.
Neben hohen LDL-Werten sind ein hoher Blutdruck und ein zu hoher Blutzucker mindestens genauso große Risikofaktoren. Was eine Insulinresistenz ist und warum es für deine Longevity so wichtig ist sich damit auseinanderzusetzen, erfährst du in unserem Artikel zur Insulinresistenz.
Warum ist die LDL-Cholesterin Messung so wichtig – und gleichzeitig fehleranfällig?
Kurze Vorwarnung, in diesem Abschnitt müssen wir etwas tiefer in einige Studien eintauchen. Zugegeben, das Thema ist komplex, aber am Ende von diesem Abschnitt, wird hoffentlich klar, warum die alleinige Messung des LDL-Cholesterins nicht genug für dich ist.
LDL ist einer der Hauptfaktoren bei der Entstehung von Arteriosklerose. Bei gesunden Erwachsenen sollte der Wert nicht über 115mg/dL liegen.
Stell dir kurz vor, dass deine Gefäßwände kein perfekt dichtes Rohr sind. Stattdessen sind sie voller kleiner „Löcher“, die wir brauchen, damit Nährstoffe und Zellen zwischen unserem Blutsystem und anderen Kompartimenten unseres Körpers frei wandern können.
Die LDL-Partikel sind so klein, dass sie durch unsere Gefäßwände hindurchdrängen können. HDL-Moleküle hingegen sind zu groß und können nicht in die Gefäßwand hineingelangen. Beim Passieren der Gefäßwand passieren natürlicherweise kleine Fehler, das heißt, ein LDL-Molekül kommt nicht durch die löchrige Wand in deinem Blutgefäß und bleibt „stecken“. Wenn das zu oft geschieht, entsteht über komplexe Umbaumechanismen „Gefäßkalk“. Je mehr LDL-Moleküle sich in deinem Blut befinden, desto größer ist das Risiko für diese „natürlichen Fehler“. Aus diesem Grund nimmt man das LDL-Cholesterin als Laborparameter. Doch nicht nur LDL-Moleküle haben diesen sogenannten atherosklerotischen Effekt, sondern auch die IDLs. Diese würden bei einer Messung nicht „mitgezählt“ werden. Das ist der erste „blinde Fleck“ bei der Messung von LDL-Cholesterin. Es ist schlichtweg nur ein Teil der Fett-Wahrheit.
LDL – Schätzen versus Messen
Was das Thema Blutfettwerte zusätzlich komplexer macht, ist die Tatsache, dass es verschiedene Messarten gibt. Klassischerweise wird das LDL-Cholesterin (LDL-C) mit Hilfe der Friedwald Formel geschätzt. (Martin et al., 2013). Richtig gehört, der LDL-Wert in gängigen Laborbefunden beruht meistens auf einer Schätzung.
Es gibt allerdings auch die Möglichkeit die LDL-Partikel zahlenmäßig zu messen (LDL-P). Dies ist eine direkte Messung und schon deutlich genauer. Was aber auch hier fehlt, sind die anderen Moleküle, insbesondere IDLs.
In einer großen Übersichtsstudie wurden verschiedene Messmethoden miteinander verglichen. (Mora et al., 2014) Gezeigt werden hier konkordante und diskordante Messwerte. Was bedeutet das nun? Nehmen wir an, dein LDL-Cholesterin liegt bei unauffälligen 105mg/dl. Zur Erinnerung, hier wird das Cholesterin in deinen LDL-Partikeln geschätzt. Man kann jetzt auch direkt die LDL-Partikel zählen, dann erhält man den LDL-P Wert. Verhält sich dieser gleich zu deinem LDL-C-Wert, dann spricht man von Konkordanz. Ist dein LDL-P Wert jedoch deutlich höher/tiefer, spricht man von diskordanten Werten.
Diskordante Werte sind trügerisch, da im normalen Routine Labor ein „normales“ LDL-C erscheinen kann, obwohl dein LDL-P erhöht ist. Dein Arzt/ Deine Ärztin würde dir auf Basis des Befunds aber sagen: „Alles in Ordnung.“
Aber ist das wirklich so?
In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass insbesondere Frauen ein erhöhtes Sterberisiko haben, wenn sie diskordante LDL-Werte besitzen. Neben den LDL-P Werten wurden auch apoB und das nicht HDL-Cholesterin als Messmethode verglichen. Bei allen drei Parametern für Blutfettwerte waren diskordante Werte im Vergleich zum LDL-C mit einem höheren Risiko assoziiert.
Kurz zusammengefasst: Die alleinige Messung des LDL-Cholesterin kann aufgrund der Messmethode eine falsche Sicherheit suggerieren.
Arteriosklerose (auch Atherosklerose genannt) ist der Silent Killer Nummer 1. Die Gefäße werden zusehends enger, bis ein ausreichender Blutfluss nicht mehr möglich ist.
ApoB – der bessere Messwert als LDL?
Wir haben gesehen, dass die alleinige Messung von LDL-Cholesterin, mit Hilfe der Schätzformel, uns schlichtweg nicht genug Informationen hergibt. Aus diesem Grund spricht sich unter anderem Dr. Peter Attia in seinem Buch „Outlive: The Science and Art of Longevity“ für einen anderen Messwert für die Blutfettwerte aus: ApoB
ApoB ist ein Apolipoprotein – also ein Komplex aus Fettsäuren und einer wasserlöslichen Hülle, falls du dich noch an die Einleitung erinnerst. ApoB bindet Triglyceride und Cholesterin, um sie wasserlöslich zu machen. Das Geniale an ApoB ist, dass jedes Lipoprotein (außer HDL) genau ein Molekül ApoB besitzt. Mit Hilfe von ApoB lässt sich also deutlich genauer bestimmen, wie viele Lipoproteine sich in unserem Blutkreislauf befinden. Aus diesem Grund spricht sich Longevity Arzt Dr. Attia dafür aus, den Fokus mehr auf die Bestimmung von ApoB zu legen.
Die Rolle von ApoB ist in der wissenschaftlichen Community schon etwas länger bekannt und wurde unter anderem von Dr. Sniderman in einem Review beschrieben. (Sniderman et al., 2019)
Auch die European Society of Cardiology erkennt in Ihren Guidelines von 2019 die Rolle von ApoB an und empfiehlt sie derzeit als Zusatzdiagnose bei Risikopatienten.
Sollten wir ApoB bei allen Menschen messen?
Sollte sich nun jeder seinen apoB Spiegel messen lassen? Das steht derzeit noch zur Debatte. Auf der einen Seite argumentieren Befürworter, dass man das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen mit diesem Wert deutlich besser einschätzen kann. Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass LDL-C ausreichend ist, da es zu mehr als 90% verantwortlich ist für die zugrundeliegende „Gefäßverkalkung“.
Niedrige ApoB Spiegel gehen in der Regel mit einer geringen Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauferkrankungen einher. Es kann also durchaus Sinn machen seinen Spiegel zu bestimmen und die Therapie danach zu richten.
Neben apoB gibt es noch einen weiteren Risikofaktor, der ein hohes Arterioskleroserisiko anzeigt. Die Rede ist von Lp(a).
Lp(a): ein familiärer Risikofaktor
Lp(a) (gesprochen: Lipoprotein klein a) ist ein genetischer Risikofaktor. Menschen mit hohen Levels an Lp(a) haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, unabhängig von LDL-Cholesterin und ApoB. Lp(a) hat ähnliche Eigenschaften wie LDL, lagert sich also schnell in die Gefäßwand ein. Ähnlich wie bei ApoB wird hier derzeit diskutiert, wie sinnvoll die Messung für jeden in der Bevölkerung ist.
Die Blutabnahme - für die einen ein notwendiges Übel, für andere wiederum ein wichtiger Baustein der eigenen Langlebigkeit.
Blutfettwerte – je tiefer desto besser?
Disclaimer: Dieser Artikel kann dir keine genauen medizinischen Empfehlungen zu Zielwerten geben. Diese Schritte solltest du immer ausschließlich mit Ärzt*innen besprechen!
Die European Society of Cardiology hat in ihren Guidelines verschiedene Grenzwerte von LDL-C und von ApoB herausgebracht. Diese variieren stark je nach persönlichem Risiko.
Die tiefsten LDL-C Zielwerte sind um die 40mg/dl und die tiefsten ApoB-Zielwerte unter 65mg/dl. Derzeit werden solch strenge Grenzwerte nur für Menschen empfohlen, die schon schwer vorerkrankt sind.
Es steht derzeit zur Diskussion, ob eine frühzeitige Senkung der LDL und ApoB-Werte, von Vorteil ist. Die Idee dahinter ist folgende. Man weiß inzwischen, dass Arteriosklerose eine langsam, über Jahrzehnte fortschreitende Erkrankung ist. Unbemerkt lagern sich täglich kleine Fettpartikel in die Wände unserer Gefäße. Würde man die Gefäße von Betroffenen aufschneiden, könnte man mit bloßem Auge die „Fett-Plaques“ sehen. Solche Plaques entwickeln sich aber erst nach langer Zeit, man spricht auch von einer kumulativen LDL-Last über das Leben.
Eine Idee ist, diese kumulative LDL-Last nie zu erreichen und somit nie genug Arteriosklerose zu entwickeln, um Erkrankungen zu provozieren. Dr. Braunwald, einer der führenden Kardiologen in Amerika, hat dazu sogar die Hypothese aufgestellt, dass man mit der frühzeitigen Senkung der LDL-Spiegel 100 Jahre alt werden kann, ohne jemals Herz-Kreislauferkrankungen zu bekommen. Da kardiovaskuläre Erkrankungen die Nummer Eins Todesursache sind, würde die frühzeitige Senkung von LDL und ApoB eine fulminante Verbesserung sowohl der Lebensqualität als auch der Lebenserwartung bringen.