Apigenin gehört zu Familie der Flavonoide und kommt natürlicherweise in Pflanzen, wie der Petersilie und der Kamille vor. Man findet es außerdem in Thymian, Kirschen, Tee, Oliven und Brokkoli.
Das Molekül zählt zu einer Reihe von vielversprechenden sekundären Pflanzenstoffen, die derzeit intensiv auf ihre gesundheitsförderlichen Effekte gescreent werden. Dazu gehört auch das von Prof. David Sinclair viel erforschte Resveratrol. In den Studien konnte gezeigt werden, dass Apigenin auf verschiedene Arten molekulare Prozesse positiv beeinflussen kann. Wie genau, das erfährst du hier.
Die Familie der Flavonoide – potente Moleküle aus der Natur
Flavonoide sind eine große Gruppe von Molekülen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gezählt werden. In der Natur sind sie für den UV-Schutz, die Farbgebung und für die Abwehr von Schädlingen verantwortlich.
In den letzten Jahrzehnten konnte die Wissenschaft immer mehr die Vorteile einer pflanzen- und proteinreichen Ernährung auf unsere Gesundheit entschlüsseln. Einer der Hauptfaktoren dabei sind die sekundären Pflanzenstoffe, die auch für unseren Körper zahlreiche Vorteile mit sich bringen. Wir wollen nun genauer hingucken. Was bewirkt Apigenin im Körper und warum laufen derzeit einige klinische Studien mit diesem Molekül?
Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide verstecken sich in vielen bekannten Obst- und Gemüsearten.
Apigenin und CD38
Der NAD-Stoffwechsel ist einer der bedeutendsten in der modernen Altersforschung. Kurz ausgedrückt, ist das Co-Enzym NAD an allerhand Stoffwechselvorgängen beteiligt, vor allem an der Energieherstellung innerhalb der Mitochondrien. Im Alter nehmen die NAD-Werte über verschiedene Wege ab – und damit auch das Energieniveau.
Ein Ansatzpunkt für höhere NAD-Spiegel ist das Enzym CD38. Es handelt sich hierbei nicht um die 38. Compact disc unseres Körpers, sondern die Abkürzung steht für „cluster of differentiation“. Diese Oberflächenmerkmale (CDs) werden einerseits von unseren Zellen als Erkennungsmerkmal benutzt und gleichzeitig können sie biochemische Reaktionen in unserem Körper ermöglichen.
CD38 sorgt für den Abbau von NAD und im Alter scheint dieser Abbau stärker zu werden. Eine Hypothese der Forscher ist, dass durch die im Alter stärker werdende stille Entzündung, das „Inflammaging“, die Aktivität von CD38 hochgefahren wird. (R) Apigenin kann hier helfen, denn es hemmt CD38 sowohl direkt als auch indirekt. In einem Versuch mit Mäusen, denen man das Molekül gab, waren deren NAD-Spiegel deutlich höher, als in der Vergleichsgruppe. Gleichzeitig wurde mit Sirt3 ein Vertreter der Langlebigkeitsgene durch Apigenin aktiviert. (R)
Wusstest Du? Der NAD-Stoffwechsel ist komplex und nicht immer leicht zu verstehen. Höhere NAD-Spiegel konnten aber in mehreren Studien mit besserer Gesundheit in Verbindung gebracht werden. Mehr Energie für deine Mitochondrien, egal ob im Muskel- oder in der Nervenzelle, leistungsstärkere Herzzellen und ein Boost für die Leber.
In den Studien haben sich drei mögliche Ansatzpunkte für die Erhöhung des NAD-Spiegels gezeigt. Erstens, eine Supplementierung von Vorstufen. Zweitens, eine Aktivierung von Enzymen, die NAD herstellen und drittens, eine Hemmung des Abbaus. Alle drei Ansätze werden in dem innovativ formulierten regeNAD (NAD Regenerating Complex) von MoleQlar vereint. Vor der Supplementierung sollte man aber den NAD Spiegel messen.
Apigenin in der Wissenschaft
Apigenin konnte aufgrund seiner vielfältigen Wirkungsweise das Interesse der Forscher wecken. Derzeit wird Apigenin in verschiedenen klinischen Studien am Menschen ausprobiert. Einige davon sind:
- Alzheimer Forschung: In dieser Studie nehmen die Teilnehmer Apigenin 2x täglich für 24 Monate ein
- Schlaflosigkeit (Insomnia): Zur Verbesserung vom Schlaf wird eine Dosis von 2,5mg Apigenin getestet
- Kniearthrose: Drei mal tägliche Einnahme von Apigenin konnte den Schmerzmittelbedarf senken
- Angststörung und Depression: Bei beiden zeigte sich ein Effekt. Apigenin konnte in Form von Kamillenextrakt Angst- und Depressionssymptomatik reduzieren.
Wir sehen, Apigenin konnte sich auf verschiedenen Gebieten als wirksam erweisen. Doch wieso ist das so? Um das herauszufinden, müssen wir etwas tiefer in die Stoffwechselwege eintauchen, die von Apigenin beeinflusst werden.
Schlaf ist ein enorm wichtiger Bestandteil einer gesunden täglichen Routine. Neben Klassikern wie Magnesium ist auch Apigenin vielversprechend für eine Verbesserung der Schlafqualität.
IL-6, COX-2 und Nrf2 – Abkürzungen die einen tieferen Einblick gewähren
Keine Sorge, diese ganzen Abkürzungen zu Stoffwechselwegen mögen auf den ersten Blick kompliziert wirken, aber der tiefere Einblick in die Biochemie lohnt sich. Danach werden wir besser verstehen können, wo Apigenin helfen kann – und wo nicht.
IL-6 – Runter mit den Entzündungswerten
Apigenin konnte in mehreren Studien Entzündungen abschwächen (anti-inflammatorisch). Dies tut es über verschiedene Signalwege, wobei einer der wirksamsten die Hemmung von Interleukin-6 ist. IL-6 ist ein Botenstoff, den unsere Immunzellen benutzen, um miteinander zu kommunizieren. Zu hohe, chronische IL-6 Werte können einer der Gründe für das im Alter auftretende „Inflammaging“ sein. Ein weiterer Ansatzpunkt von Apigenin ist die Herunterregulierung bzw. Abschwächung von NF-κB (nuclear factor ‚kappa-light-chain-enhancer‘ of activated B-cells). Auch NF-κB ist bei der Immunreaktion beteiligt.
Übrigens: Unser körpereigenes Hormon Cortisol kann NF-κB binden und somit eine übermäßige Immunreaktion verhindern.
COX-2 – Schmerzlinderung
In einer Studie konnte Apigenin den Schmerzmittelbedarf bei Kniearthrose mindern. Dieser Effekt erklärt sich am ehesten durch seine Wirkung auf das Enzym COX-2 (Cyclooxygenase-2). Die Hemmung von COX-2 führt zu einer geringeren Produktion von Entzündungsmediatoren. Aus diesem Grund wurden auch spezifische Medikamente aus der Gruppe der Nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) für die Hemmung der Cyclooxygenase entwickelt.
Apigenin hat im Vergleich einen geringeren Effekt und wird deshalb allerdings keinen Ersatz für diese Medikamente darstellen. Bei der Einnahme solcher Schmerzmittel solltest du dich bitte immer mit deinem Arzt oder deiner Ärztin des Vertrauens absprechen.
Neben Glucosamin als Baustein des Knorpels ist auch Apigenin als Unterstützung bei Arthrose ein spannendes Molekül.
Nrf2 – Aktivierung von Schutzfaktoren
Nrf2 (Englisch für: Nuclear factor erythroid 2-related factor 2) ist ein wichtiger Transkriptionsfaktor, der die Gene zur Entgiftung und Bekämpfung von oxidativem Stress steuert. Apigenin aktiviert diesen Pfad.
Der Nrf2-Aktivierungsweg wird intensiv beforscht und bietet signifikante gesundheitliche Vorteile. Er schützt Zellen vor oxidativem Stress, der durch freie Radikale hervorgerufen wird und zu Zellschäden sowie Krankheiten führen kann. Zudem unterstützt er die Entgiftungsprozesse von im Körper befindlichen Schadstoffen.
In dieser Studie (R) konnte zum Beispiel gezeigt werden, wie Apigenin dem Körper bei einer NAFLD helfen kann. Die nicht alkoholische Fettleber (NAFLD) ist eine der häufigsten Erkrankungen in der westlichen Welt. Durch vermehrte Fettansammlung in der Leber kann es zu Entzündungsprozessen kommen, die über eine lange Zeit zu einer Versteifung der Leber führen. Apigenin konnte in den Leberzellen Nrf2 binden und sorgte für eine geringere Verfettung und weniger oxidativen Stress.
Wusstest Du? Zwei weitere potente Aktivatoren des Nrf2-Signalweges stammen ebenfalls aus dem Pflanzenreich. Einmal das aus der Weintraube gewonnene Resveratrol und zum anderen das im Brokkoli reichlich vorhandene Sulforaphan.
Letzteres muss über einen Zwischenschritt aus dem Brokkoli aufgenommen werden. Natürlicherweise liegt Sulforaphan in Form von Glucoraphanin vor. Dieses Molekül hat aber nicht die gesundheitsfördernden Effekte. Erst durch die Umwandlung von Glucoraphanin durch das Enzym Myrosinase entsteht Sulforaphan. Mit Sulforapro enthälst du direkt beide Moleküle in einer Kapsel! Dadurch steigert sich die Bioverfügbarkeit von Sulforaphan.
Apigenin als Unterstützung für das Immunsystem
Neben seiner antientzündlichen Wirkung, kann Apigenin auch das Immunsystem unterstützen. Dies tut es auf mehrere Arten.
Zum einen konnte in dieser Studie (R) nachgewiesen werden, dass Apigenin direkt in den Stoffwechsel von Influenza-Viren eingreift. Somit könnte Apigenin antivirale Eigenschaften haben, die uns vor Grippe-Viren etwas abschirmen kann.
In diesem Review (R) wurden verschiedene Studien zur Wirkung von Apigenin auf unser Mikrobiom zusammengefasst. Die Forscher konnten anti-parasitäre, anti-fugale und anti-bakterielle Eigenschaften von Apigenin feststellen. In welchem Umfang Apigenin zu einem gesünderen Mikrobiom beitragen kann, ist derzeit noch Gegenstand weiterer Forschungen.
Unser Mikrobiom ist eine atemberaubende Ansammlung von Milliarden unterschiedlicher Bakterien. Apigenin scheint auch hier seine Finger im Spiel zu haben.
Apigenin und Schlaf
Ein Kamillentee am Abend soll das Schlafen erleichtern. Aber wieso ist das so?
Die Antwort versteckt sich höchstwahrscheinlich in dem Molekül Apigenin. Dieses ist in der Kamille enthalten und ihm werden die stressreduzierenden und relaxierenden Eigenschaften zugeschrieben.
Apigenin kann über die Blut-Hirn-Schranke in unser Gehirn gelangen und wirkt dort auf GABA-Rezeptoren. Dies sind hemmende Rezeptoren, das heißt sie dämpfen gewisse Signale. Wahrscheinlich ist dies der Grund, warum Apigenin in Form von Kamillenextrakt bei Schlaf- oder Angststörungen und Depressionen helfen konnte.
Ausblick
Apigenin ist ein spannendes Molekül, dem viel Potential zugeschrieben wird. Die Einnahme des Flavonoids scheint auch in höheren Mengen nicht toxisch zu sein und aufgrund seiner Vielfalt bietet sich Apigenin als Allrounder für ein gesünderes Älterwerden an. Die molekularen Pfade dahinter werden gerade beforscht und wir dürfen gespannt bleiben, wo Apigenin sich noch als wirksam darstellt.
Es laufen Untersuchungen zur Behandlung von Zuckererkrankungen, da Apigenin einen regulierenden Effekt auf den Blutzucker gezeigt hat. Weiterhin scheint es die Schilddrüse in ihrer Hormonproduktion zu stabilisieren. Ein großes Feld ist die Erforschung von Apigenin und seine Rolle als Neuroprotektor bei Demenzerkrankungen. Hier dürfen wir gespannt bleiben, was weitere Forschungen herausfinden, denn die ersten Daten dazu waren vielversprechend.