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Fisetin

Fisetin

Fisetin ist ein Flavonoid, eine Untergruppe der sekundären Pflanzenstoffe. Es ist in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten zu finden, aber auch in Wein und Schokolade. Wir zeigen dir in diesem Artikel die spannende Forschung und Hintergründe des Moleküls. Wir erklären dir z.B. warum Fisetin zur Eliminierung von sogenannten “Zombiezellen” in der Wissenschaft benutzt wird.

Welche Effekte hat Fisetin?

Fisetin hat aufgrund seiner Molekülstruktur die Möglichkeit freie Radikale zu neutralisieren. Dies macht es, ähnlich wie andere sekundäre Pflanzenstoffe zu einem natürlichen Antioxidans. Zusätzlich kann das Molekül die Menge an Glutathion, dem stärksten Antioxidans vieler Organismen steigern.

Darüber hinaus interagiert es mit einigen inflammatorischen (entzündlichen) Signalwegen und konnte in Zellstudien wiederholt entzündungshemmende Eigenschaften produzieren.

Wo ist Fisetin in Lebensmitteln zu finden?

Es kommt natürlich in einer Vielzahl von Lebensmitteln vor. In größeren Mengen ist der Stoff in Erdbeeren zu finden, was diese Frucht zu einer der besten natürlichen Quellen für dieses Flavonoid macht. Darüber hinaus ist Fisetin in anderen Früchten wie Äpfeln und Mangos sowie in Gemüsesorten wie Tomaten, Zwiebeln und Gurken enthalten.

Es ist auch in überschaubarer Menge in Nüssen und Samen sowie in Wein und dunkler Schokolade zu finden. Einige Gewürze, darunter Kurkuma und Ingwer, enthalten ebenfalls Fisetin.

Da der Fisetin-Gehalt in Lebensmitteln variiert, ist es wichtig, eine Vielzahl an Lebensmitteln zu konsumieren, um sicherzustellen, dass man eine ausreichende Menge dieses nützlichen Flavonoids aufnimmt. Es ist auch erwähnenswert, dass Fisetin hitzeempfindlich ist, so dass rohe oder minimal verarbeitete Lebensmittel tendenziell einen höheren Gehalt an diesem Nährstoff aufweisen.

Wie viel Fisetin ist in Lebensmitteln enthalten?

Je nach Datenbank erhält man leicht unterschiedliche Ergebnisse zu dieser Frage. Damit du einen besseren Überblick hast, haben wir einige der Lebensmittel mit dem höchsten Gehalt an Fisetin zusammengefasst. Grundlage für die Tabelle bietet diese Studie:

Lebensmittel Fisetin-Gehalt (µg/g Frischgewicht)
Erdbeeren 160
Äpfel 26.9
Trauben 6.2
Zwiebeln 4.8
Gurken 5.2
Tomaten 0.8
Kiwis 2.0
Pfirsiche 1.9

Fisetin, Quercetin und Luteolin.

Die drei Moleküle, Fisetin, Quercetin und Luteolin zählen alle zu den sekundären Pflanzenstoffen. Damit du einen besseren Überblick behältst, in welchen Obst und Gemüsesorten welches Molekül vorhanden ist, haben wir hier dir noch eine weitere Tabelle erstellt. Die Daten stammen aus dieser Studie.

Lebensmittel Fisetin (μg/g Frischgewicht) Quercetin (μg/g Frischgewicht) Luteolin (μg/g Frischgewicht)
Grüne Bohne nicht gemessen 12,6 10,1
Grüne Paprika nicht gemessen 14,1 14,7
Petersilie nicht gemessen 7,0 3,1
Zwiebel 4,8 337,0 1,9
Lotoswurzel 5,8 4,4 3,6
Salat nicht gemessen 4,8 5,2
Orange nicht gemessen 17,5 1,0
Kaki 10,5 nicht gemessen 1,4
Erdbeere 160,0 6,9 nicht gemessen

 

Die aktuelle Forschungslage

Gegenwärtig stützt sich die Forschung zu Fisetin noch auf Tierstudien, jedoch werden bereits die ersten Studien an Menschen durchgeführt. Wir zeigen dir in welchen Bereichen der Wissenschaft Fisetin erforscht wird:

Alzheimer

Die Alzheimer-Krankheit ist eine schwerwiegende und chronische Erkrankung des Gehirns, die durch die Ablagerung einer als Amyloid-Beta bezeichneten Substanz und die übermäßige Phosphorylierung von Proteinen namens Tau im Gehirn gekennzeichnet ist. Diese Anhäufung führt zu Problemen mit der Gehirnfunktion, insbesondere mit dem Gedächtnis und der Wahrnehmung.

In einer Studie an Mäusen untersuchten die Forscher die schützende Wirkung von Fisetin auf das Gehirn von Mäusen, insbesondere im Zusammenhang mit Alzheimer. Sie verwendeten ein Modell der Alzheimer-Krankheit, bei dem den Mäusen Amyloid-Beta injiziert wurde. Diese Injektion führte zu den bekannten Gedächtnis- und Synapsenproblemen, sowie Entzündungen im Gehirn und zur Degeneration von Neuronen.

Die Mäuse wurden dann mit Fisetin behandelt, was in den Körper (nicht direkt in das Gehirn) injiziert wurde. Diese Behandlung begann einen Tag nach der Amyloid-Beta-Injektion und dauerte zwei Wochen. Die Forscher stellten fest, dass das Molekül die Anhäufung von Amyloid-Beta sowie die Hyperphosphorylierung von Tau-Proteinen im Mäusegehirn deutlich reduzierte. Darüber hinaus trug es zur Verbesserung der synaptischen Funktion bei, was zu einer Verbesserung der Gedächtnisleistung der Mäuse führte.

Die Behandlung aktivierte auch Wege im Gehirn der Mäuse, die dazu beitrugen, den Auswirkungen von Amyloid-Beta entgegenzuwirken.

Hemmung von Entzündungsfaktoren

Um herauszufinden, welche Eigenschaften Fisetin hat, haben die Wissenschaftler Zellkulturstudien durchgeführt. Dies sind Grundlagenforschungen, um die biochemischen Zusammenhänge zwischen den Molekülen besser zu verstehen. Wichtig dabei ist, dass diese Studien erstmal nur Grundlagen darstellen, wie Moleküle wahrscheinlich wirken.

Was haben nun die Wissenschaftler in den Zellkulturstudien zu Fisetin herausgefunden? Fisetin interagiert in den Zellkulturstudien über mehrere Wege: Es kann die Produktion pro-entzündlicher Zytokine und Chemokine verringern. Darüber hinaus kann Fisetin die Aktivität von Enzymen hemmen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind, wie zum Beispiel Cyclooxygenase-2 (COX-2) und Lipoxygenase (LOX), die für die Produktion entzündlicher Mediatoren verantwortlich sind.

Ein weiterer Mechanismus, durch den Fisetin seine entzündungshemmende Wirkung ausüben könnte, ist die Modulation von Signalwegen, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind. Fisetin scheint in Zellkulturen die Aktivierung von NF-kB (Kernfaktor kappa B) hemmen, einem wichtigen Regulator der Entzündungsantwort, und die Aktivität von Signalwegproteinen wie MAP-Kinasen und PI3K/Akt, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind, modulieren.

Darüber hinaus hat Fisetin gezeigt, dass es die Aktivität von Entzündungszellen wie Makrophagen und Neutrophilen regulieren kann, indem es die Freisetzung von entzündlichen Mediatoren wie Stickstoffmonoxid (NO) und Prostaglandinen reduziert.

Fisetin & Longevity

In Studien mit Mäusen führte die Verabreichung von Fisetin im späten Leben zu einer Wiederherstellung der Gewebehomöostase, einer Verringerung altersbedingter Pathologien und einer Verlängerung der mittleren und maximalen Lebensspanne.

Selbst wenn es Nagetieren im Äquivalent von 75 menschlichen Jahren verabreicht wurde, konnte Fisetin die Lebensdauer um 10% verlängern. Diese Ergebnisse lassen sich wahrscheinlich auf die Wirkung von Fisetin auf die Hallmarks of Aging zurückführen. Nicht nur in Mäusen konnten die Forscher nachweisen, dass sich Fisetin lebensverlängernd auswirkt, sondern auch in Fliegen und Würmern. Die lebensverlängernde Wirkung in den Tierstudien geht wahrscheinlich auf die Aktivierung der Sirtuine zurück. Diese Familie an Genen, auch gerne als Langlebigkeitsgene bezeichnet, steht im Mittelpunkt der Alterforschung. Andere Moleküle, die ebenfalls zu den Sirtuin-Aktivatoren zählen, sind z.B. das von David Sinclair erforschte Resveratrol.

Damit du die molekularen Hintergründe besser verstehst, zeigen wir dir am Beispiel der zellulären Seneszenz, wie Fisetin sich auf die Langlebigkeit in den Tierversuchen auswirkt.


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Seneszenz

Bevor wir dir die molekulare Interaktion von Fisetin näherbringen, erklären wir zunächst den Begriff der Seneszenz und der Senolyse. Die Seneszenz bezeichnet, vereinfacht gesagt, alte Zellen, die sich nicht mehr teilen und in einer Art Zwischenstadium verweilen – nicht wirklich tot, aber auch nicht wirklich lebendig. Deshalb der Spitzname “Zombiezellen”.

Diese seneszenten Zellen finden wir zu jeder Lebensphase in unserem Körper und unter gewissen Umständen können sie sogar von Nützen sein. Im Alter sammeln sich aber wahrscheinlich zu viele dieser „Zombizellen“ an und der Körper kommt mit der Eliminierung, der Senolyse, dieser Zellen nicht mehr hinterher. Dieses Mehr an seneszenten Zellen führt zu einer Aktivierung von Gewebshormonen und Botenstoffen, die unter dem Namen SAPS zusammengefasst werden. Insbesondere in Tierstudien konnte gezeigt werden, dass die Eliminierung der „Zombiezellen“ zu einem längeren und gesünderen Leben führte. Die Moleküle, die dem Körper dabei helfen können, solche „Zombiezellen“ aufzuspüren und zu eliminieren, heißen Senolytika.

Senolytika – die Waffe gegen die „Zombiezellen“

Die senolytische Therapie, die auf die selektive Beseitigung von seneszenten Zellen abzielt, hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erregt. Noch ist vieles davon Theorie und erst an Tieren erprobt.

Nach diesem Paper ist die senolytische Potenz von Fisetin höher als von vergleichbaren Flavonoiden. Eine Studie zeigte, dass Fisetin bei alten Mäusen seneszente Zellen zerstören und sowohl ihre Gesundheits- als auch ihre Lebensspanne verbessern konnte.

Einer der molekularen Mechanismen hinter der Verlängerung der Lebensspanne in den Tierexperimenten ist vermutlich die durch DAF-16-induzierte Stressantwort und die induzierte Autophagie.  Die veränderte Autophagie ist eines der Hallmarks of Aging und eine Umkehr dieser, könnte somit einer der molekularen Gründe für die Effekte von Fisetin in der Langlebigkeitsforschung sein.

Wusstest Du? Unter der Autophagie verstehen wir die Fähigkeit des Körpers “alte Zellen” auszusortieren, wie es beispielsweise beim Fasten geschieht.

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Nebenwirkungen von Fisetin

Fisetin gilt allgemein als gut verträglich. Wie bei allen Nahrungsergänzungsmitteln können, insbesondere bei höheren Dosierungen, Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Einige Menschen können nach der Einnahme von Fisetin Nahrungsergänzungsmitteln Magen-Darm-Probleme wie Magenschmerzen, Übelkeit oder Durchfall erleben.
  • Allergische Reaktionen: Obwohl selten, ist es möglich, dass Personen allergisch auf Fisetin reagieren. Symptome einer allergischen Reaktion können Hautausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden und Schwellungen im Gesicht oder Hals umfassen.
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten: Fisetin könnte potenziell mit bestimmten Medikamenten interagieren, insbesondere mit solchen, die die Blutgerinnung beeinflussen, wie z. B. Blutverdünner (Antikoagulantien). Dies könnte das Blutungsrisiko erhöhen.

Fazit

Fisetin ist ein vielseitiges und spannendes Molekül aus der Gruppe der Flavonoide. Es wird aufgrund seiner senolytischen Eigenschaften erforscht. Noch existieren hauptsächlich Grundlagenforschungen zu Fisetin, aber das wird sich sicherlich in der nahen Zukunft ändern.

Literatur:

  • Grynkiewicz, Grzegorz, and Oleg M Demchuk. “New Perspectives for Fisetin.” Frontiers in chemistry vol. 7 697. 30 Oct. 2019, Link
  • Khan, Naghma et al. “Fisetin: a dietary antioxidant for health promotion.” Antioxidants & redox signaling vol. 19,2 (2013): 151-62. Link
  • Iside, Concetta et al. “SIRT1 Activation by Natural Phytochemicals: An Overview.” Frontiers in pharmacology vol. 11 1225. 7 Aug. 2020, Link
  • Wyld, Lynda et al. “Senescence and Cancer: A Review of Clinical Implications of Senescence and Senotherapies.” Cancers vol. 12,8 2134. 31 Jul. 2020, Link
  • Saccon, Tatiana Dandolini et al. “Senolytic Combination of Dasatinib and Quercetin Alleviates Intestinal Senescence and Inflammation and Modulates the Gut Microbiome in Aged Mice.” The journals of gerontology. Series A, Biological sciences and medical sciences vol. 76,11 (2021): 1895-1905. Link
  • Li, Danlei et al. “Fisetin Attenuates Doxorubicin-Induced Cardiomyopathy In Vivo and In Vitro by Inhibiting Ferroptosis Through SIRT1/Nrf2 Signaling Pathway Activation.” Frontiers in pharmacology vol. 12 808480. 22 Feb. 2022, Link
  • Das, Jharana et al. “Fisetin prevents the aging-associated decline in relative spectral power of α, β and linked MUA in the cortex and behavioral alterations.” Experimental gerontology vol. 138 (2020): 111006. Link
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