Mario (MOLEQLAR): Hallo Reiner, es freut mich sehr, mit dir heute über dich und deinen Hintergrund im Biohacking- bzw. Longevity Bereich zu sprechen. Kannst du kurz erklären, wie man als Führungskraft im Silicon Valley dazu kommt, Menschen auf dem Weg zu mehr Gesundheit zu unterstützen?
Reiner Kraft: Hallo Mario, das fing damals aus Eigeninteresse an. Durch viel Stress und einen unbalancierten Lebensstil zeigte mir mein Körper, dass es so nicht weitergehen kann. Es war klar, dass ich etwas tun musste. Aber was? Damals fing ich mit einem MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) Programm an, welches bei Yahoo angeboten wurde. Das war ein kompakter Lehrgang über 6 Wochen, wo man sich wöchentlich in der Gruppe traf und dabei lernte, wie man mit Atemübungen und etwas Meditation seinen Geist zur Ruhe bringen konnte. Ich habe schnell gemerkt, dass sich das positiv auf meinen Geist auswirkt.
Als Wissenschaftler war mir das aber nicht gut genug. Ich wollte wissen, was genau passiert ist. Wie kann ich das messen? Dafür gab es damals noch keine Antwort. Mein Körper war mittlerweile durch verschiedene Symptome wie Bluthochdruck, Arrhythmien und Übergewicht (heute würde ich das als Anfang eines metabolischen Syndroms bezeichnen) nicht mehr fit. Nachdem ich bei mehreren Medizinern und Kardiologen war, bekam ich ein paar Medikamente verschrieben. Hier stellte ich fest:
“Du kennst dich zwar mit komplexen Software Systemen aus, aber dein eigener Körper ist eine Blackbox." Wenn du gesund alt werden willst, musst du wissen, was in deinem Körper abgeht und wie er funktioniert. Denn das macht außer dir sonst keiner! ”
Ich habe mich damals bewusst entschieden, die Eigenverantwortung für meine Gesundheit zu übernehmen. Das war der Wendepunkt!
Als ich 2016 mit meiner Familie nach Berlin umgezogen bin, lernte ich zum ersten Mal integrative Mediziner kennen. Sie schauten sich Gene an, machten komplexe Messungen und versuchten die eigentlichen Ursachen zu finden. Das war meine Welt! Seitdem habe ich mich durch Lesen von medizinischen Studien aus den Bereichen Zellstoffwechsel, Mitochondrien, Neurowissenschaften und Epigenetik weitergebildet, mit der Motivation, meinen eigenen Körper und Geist wieder in Topform zu bringen
2022 bin ich dann in meine ursprüngliche Heimat nach Mittelhessen gezogen, meine eigene Epigenetik Praxis eröffnet mit einem Biohacking Lab. Dieses Jahr (2024) habe ich dann entschieden, dass mein Wissen der funktionellen Epigenetik & Longevity sehr wertvoll ist und ich es mit anderen teilen möchte, in Form von Weiterbildungen an Ärzte, Therapeuten und Coaches.
Mario (MOLEQLAR): Wie war deine Zeit in den USA und inwiefern hat sie sich von deiner Zeit in Deutschland unterschieden? Auch hinsichtlich der Möglichkeiten, etwas für dich und deine Gesundheit zu tun?
Reiner Kraft: Kalifornien ist Deutschland in gerade solchen Aspekten der Gesundheit für Geist und Körper in der Regel 7-10 Jahre voraus
Innovation ist meine Stärke. Damals war ich Erfinder im Silicon Valley mit über 120 Patenten. Das war schon mal ein Rekord! Wäre ich jetzt in Kalifornien mit meinem Angebot an Longevity Programmen, wäre es höchstwahrscheinlich um einiges leichter, diese zu vermarkten. Auch habe ich nach wie vor einige Klienten aus den USA. Die sind da meist auch aufgeschlossener. Es ist dort einfach mehr Offenheit für neue Ansätze vorhanden. Dafür steht gerade das Silicon Valley! Hier kommt halt alles zeitlich verzögert an, aber irgendwann setzt es sich auch hier in Deutschland durch.
Mario (MOLEQLAR): Vermisst du etwas aus deiner Zeit im Silicon Valley?
Reiner Kraft: Ja klar, ab und zu schon. Alles hat Vor- und Nachteile. Hier auf dem Land in Mittelhessen habe ich mir eine hohe Lebensqualität geschaffen. Mein epigenetisches Alter ist mittlerweile fast 10 Jahre jünger und meine 100+ Biomarker, die ich regelmäßig tracke, entwickeln sich sehr gut. Meine grauen Haare sind auch weg (die waren damals schon fast weiß) und ich fühle mich fit und gesund.
Mein Ansatz unterscheidet sich jedoch stark von Biohackern wie Bryan Johnson. Ich versuche mit minimalem Budget, aber auch mit einem flexiblen (aber wissenschaftlichen) Ansatz, ähnliche Ergebnisse zu erzielen. Mir wäre ein solches System zu starr und daher funktioniert sowas nur für sehr wenige.
Aber ja, ich glaube die fehlende Sonne Kaliforniens ist der größte Nachteil hier. Ab Oktober wird es grau. Sicherlich kann ich das mit Solarium, Infrarot und BioCharger (eine Technologie aus den USA) irgendwie kompensieren, aber das ist eher suboptimal. Auch das Networking in der Tech Industrie mit all den coolen Unternehmern nahe beieinander, das war eine spannende Zeit. Ich unterstütze Startups oder Unternehmen gerne in der Rolle eines Tech & Scientific Advisors. So halte ich den Kontakt und bleibe am Ball mit neuesten Technologien. Als ich bei Zalando deren Deep Learning / KI Lab aufgebaut hatte, hat sich das fast so angefühlt wie im Silicon Valley. Berlin hat nämlich auch eine sehr diverse Startup-Szene. Ich freue mich immer über eine Besuch in Berlin, zudem wohnen meine beiden Jungs dort und studieren.
Mario (MOLEQLAR): Was fasziniert dich am meisten am Biohacking?
Reiner Kraft: Es ist ein agiler Ansatz. Ich nutze diesen seit über 20 Jahren. Das Motto in Tech “Do. Measure. Learn.” - Genauso funktioniert das auch mit Geist und Körper. Die Möglichkeit etwas zu messen, dann etwas zu tun, um es zu verändern und dann zu schauen, ob es was bringt. So arbeitet die Tech Industrie erfolgreich und daher weiss ich, dass dieser Ansatz für die eigene Anwendung perfekt ist.
Biohacking ist aber auch eine Kunst, den eigenen Körper und Geist zu formen. Ganz nach Belieben. Da gibt es kein richtig oder falsch, sondern hier braucht man Kreativität. Das ist wie gesagt meine Stärke.
Mario (MOLEQLAR): Du hast eine eigene Praxis für Epigenetik und bist unter anderem Epigenetik Coach und Human Potential Coach. Was bietest du in deiner Praxis an und was ist deine Philosophie dahinter? Und für welche Menschen ist dein Angebot geeignet?
Reiner Kraft: Ich habe mir hier mein eigenes Biohacking Lab aufgebaut mit allem was man so braucht, um den Körper und Geist zu optimieren. Zum Beispiel das IHHT Höhentraining, eine hyperbare Sauerstoffkammer (HBOT), Ozon, Infrarot, BioCharger, nanoVI, Airnergy, aber auch Neurofeedback und vieles mehr. Damit habe ich ein sehr wirkungsvolles Portfolio an Methoden für eine wirklich integrative Therapie geschaffen.
Zudem nutze ich moderne Sofort-Diagnostik, wie zum Beispiel die Laser-Spektralphotometrie. Hier kann man sehr schnell den Zustand im Körper in Bezug auf Mineralien, aber auch Schwermetallbelastung messen. Die Kombination von komplexen (Mikro) Nährstoffen, wenn man weiß wie man diese therapeutisch einsetzt und die Kenntnis der Genetik, sowie der aktuelle Zustand im Körper durch funktionelle Laborwerte bringt erfolgreiche Ergebnisse.
Ich biete zum Beispiel ein Coaching Programm an für Unternehmer, Freiberufler und Führungskräfte. Diese Zielgruppe kenne ich sehr genau, da ich selbst im selben Boot war für Jahrzehnte. Ich habe Klienten in Europa und den USA.
Mittlerweile biete ich auch ein “Stay Younger” Longevity Programm an. Häufig nutzen das Frauen in den Wechseljahren, aber auch andere mit gesundheitlichen Herausforderungen. Wir gehen dabei alle Phasen systematisch durch: Epigenetische Anamnese, DNA-Analyse, Sofort-Diagnostik und darauf aufbauend ein optimiertes Nährstoff-Protokoll mit Tipps für Lifestyle Optimierungen basierend auf der Genetik. Viele sind dabei erstaunt, was alles machbar ist in einem relativ kurzen Zeitraum.
Im Bezug auf Weiterbildung biete ich eine Ausbildung zum Longevity Coach an. Hier teile ich mein Wissen und gebe den Teilnehmern in 3 Monaten ein System an die Hand, welches durch moderne Sofortdiagnostik und (Mikro) Nährstoffe ein optimiertes Longevity Protokoll erstellen können für sich selbst und andere. Dabei setze ich auf eine solide Basistherapie für den Körper. Die Grundlagen müssen gelegt werden, bevor man fortgeschrittene Themen angeht. Den Fehler machen leider zu viele.
Mein Highlight ist wohl die Weiterbildung der funktionellen Epigenetik. Insbesondere für Ärzte, Therapeuten und Coaches. Diese bringt all diese Bereiche zusammen und liefert ein System basierend auf den wichtigsten Gesundheitskompetenzen, welches ich im Laufe der Jahre entwickelt habe und was gut bei der Umsetzung hilft. Eine Kompetenz kann man sich vorstellen als einen abgegrenzten Bereich mit eigenen Kennzahlen, aber auch Interventionen. In 4-5 Monaten lernen die Teilnehmer, wie sie durch die angewandte Epigenetik, funktionellen Laborwerten eine nachhaltige Therapie erstellen können. Die Umsetzung erfolgt dann über eine komplexe (individualisierte) Nährstoff-Therapie in Kombination mit Biohacking-Technologien. Das ist ein innovativer und einzigartiger Ansatz.
Mario (MOLEQLAR): Was hat dich veranlasst, den Fokus auf Epigenetik zu setzen und mit welchen Tools oder Supplements arbeitest du?
Reiner Kraft: Wenn du dir das mal überlegst: Wenn ich die Gene, die DNA, den Bauplan eines Körpers nicht kenne, wie kann ich dann eine nachhaltige Therapie erstellen? Das funktioniert nicht! Es ist ganz wichtig, dass die Leute das verstehen. Ohne den Bauplan läuft nicht viel! Das wäre genauso, wenn ich ein Auto reparieren will, aber nicht weiß, wie der Motor aufgebaut ist.Wenn ich aber zum Beispiel weiss, dass es Genvarianten oder gar Defekte in meinem Vitamin D Stoffwechsel gibt, dann kann ich da therapeutisch anders herangehen. Die Epigenetik ist der Schlüssel dazu, da ich nun die Software der Gene gezielt umschreiben kann. Dazu muss aber die sogenannte DNA Methylierung gut funktionieren.Ich arbeite mit allem, was Sinn macht. Primär nutze ich komplexe Nährstoffe in therapeutischen Dosierungen. Dabei repariere ich ein System nach dem anderen. Dann optimiere ich es bei Bedarf. Es geht also nicht um Heilung als Ziel, sondern um die Reparatur von einzelnen Systemen. Kommen diese wieder online, kann der Körper wieder besser in die Selbstregulierung kommen. Heilung passiert sozusagen als “Nebeneffekt”.
Mario (MOLEQLAR): Wie bist du auf MOLEQLAR gestoßen und was hat für dich den Unterschied gemacht?
Reiner Kraft: Das war damals Zufall. Ich war auf der Suche nach einer Chemikalie, auf die ich durch den amerikanischen Longevity Wissenschaftler David Sinclair aufmerksam geworden bin. Dabei bin ich auf MOLEQLAR gestoßen und war wahrscheinlich einer der ersten, die damals bestellt hatten und seitdem bin ich selbst Partner bei MOLEQLAR und freue mich, wenn sich die Produktreihe immer weiter entwickelt.
Vor allem schätze ich die gute Qualität dieser Nährstoffe, aber auch die Zusammensetzung des Sortiments und denke, dass MOLEQLAR gerade im Bereich Longevity sehr gut aufgestellt ist.
Mario (MOLEQLAR): Noch eine persönliche Frage. Was bedeutet für dich der Begriff Longevity und welche Maßnahmen setzt du in deinem eigenen Leben um?
Reiner Kraft: Für mich heißt Longevity gesund alt zu werden. Das ist mein Ziel und das setze ich täglich in meinem Leben um. Mein Lifestyle ist tatsächlich ein optimierter Longevity Lifestyle, wobei ich meinen eigenen Ansatz der funktionellen Epigenetik jeden Tag selbst lebe.
Das heisst ich kenne meine wichtigsten Gene und deren Variationen, habe einen Plan, wie ich diese unterstütze, tracke mehr 100 Biomarker, nutze zudem wearable Tech (wie den Oura Ring) und habe ein optimiertes Nährstoff Protokoll mit mehr als 50 komplexen Produkten pro Tag.
Dabei achte ich auf meine Ernährung, treibe regelmäßig Sport, nutze das IHHT Höhentraining und liege auch regelmäßig in meiner hyperbaren Sauerstoffkammer. Aber auch meinen Geist unterstütze ich mit Meditationen, Neurofeedback und selbst da habe ich ein System mit Kennzahlen entwickelt, wo man sieht, was sich da bewegt.
Wichtig: Ohne einen gesunden Geist geht nicht viel auf der körperlichen Ebene. Das übersehen viele. Man greift zu Supplements, aber das unterliegende Gedankenkarussell wird nicht adressiert. Das ist wie wenn man Wasser ins Feuer schüttet um es zu löschen, aber der Wind ist stärker und verbreitet das Feuer schneller, als das man es löschen kann.
Bei all diesen Themen führe ich regelmäßige Verlaufskontrollen durch und passe mein Protokoll weiter an. Auch durch neues Wissen, welches ich mir kontinuierlich aneigne, wird mein Longevity Protokoll weiter optimiert.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Biomarker, mein epigenetisches Alter und wie ich mich fühle, sind im Einklang mit dem, was ich erreichen möchte.
Dabei habe ich einen sehr flexiblen Lifestyle geschaffen. Es gibt keine wirklichen Restriktionen. Wenn ich mal ein gutes Glas Wein trinken sollte, dann kann mein Körper es auch wieder schnell entgiften. Meine Schlafwerte sind in der Regel immer über 90 (von 100).
Bei mir ist der Fokus auf Balance. Mein Körper und auch das Immunsystem sind im Laufe der Jahre sehr resilient geworden (Oura sagt “Hervorragend”).
Alles in allem hat es 10-15 Jahre gedauert, bis ich dahin gekommen bin. Aber das war für mich der Weg. Jetzt freue ich mich, wenn ich anderen dabei helfen kann, diesen Weg in kürzerer Zeit zu gehen. Diese Verwandlung nenne ich auch “The New U” - so habe ich dann meinen Blog auch genannt (und Instagram @thenewu.de), wo ich regelmäßig neue Posts zu diesen Themen teile.
Mario (MOLEQLAR): Was wären ein paar Tipps aus deiner ganz persönlichen Biohacking Trickkiste, die du unseren Leserinnen und Lesern mitgeben würdest?
Reiner Kraft: Die Realität ist, dass man mit einfachen Mitteln bereits viel Positives erreichen kann. Ich empfehle Leuten nicht mit fortgeschrittenen Themen gleich anzufangen, sondern erstmal eine gesunde Basis zu schaffen. Das fängt an mit einem Protokoll aus gesunden Ölen, Fetten, Phospholipiden, Nukleotiden und Aminosäuren. Das ist jetzt vielleicht nicht besonders sexy, aber es ist das, was wir auf Zellebene brauchen und wovon wir viel zu wenig in der Regel haben. Daher lohnt es sich, diese Grundlagen erst mal zu schaffen.
Ein anderer Tipp wäre sich mal mein Magnesium Protokoll anzuschauen, weil dieses Mineral an hunderten von Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt ist und fast alle die ich mittels Sofort-Diagnostik messe haben suboptimale Magnesium-Werte oder sogar einen schweren Magnesium Mangel. Diesen Wert zu verbessern oder gar zu optimieren ist nicht einfach. Gerade das Magnesium in die Zellen zu bekommen, da wo es hingehört, ist eine Herausforderung.
Aber viel wichtiger: Sei dir bewusst, dass gesund alt zu werden, Longevity, eine tägliche Herausforderung ist.
Bryan Johnson sagt dazu “Don’t die!” - Ich sage es etwas positiver mit “Stay Younger”. Daher motiviere ich jeden: Nutze die Möglichkeiten, die sich dir bieten, sei offen gegenüber Neuen und finde heraus, was deine eigene Bedienungsanleitung ist! Das braucht Zeit und Geduld, lohnt sich aber!
Hier geht's zur Website: https://www.epigenetikpraxis.de/